Welche Unternehmen siedeln sich an?
Welche Unternehmen sich auf der neuen Fläche ansiedeln werden, ist heute noch nicht konkret absehbar. Es werden jedoch nur Unternehmen angesiedelt, die in das Industrie Center Obernburg passen. In Frage kommen Unternehmen, die die vorhandene Infrastruktur (Strom, Wärme, Kälte, Wasser, Dampf, Feuerwehr, Dienstleistungen etc.) nutzen und zur gemeinsamen Finanzierung und damit zur Stabilität des Standortes beitragen.
Alleine in den vergangenen fünf Jahren haben den Standort 43 Anfragen erreicht, überwiegend aus den Branchen Papier, Recycling von Kunststoffen, neuen synthetischen Werkstoffen, Wasserstofferzeugung und -verteilung sowie Energiespeicher. Dies zeigt eindrucksvoll den Bedarf und die große Chance des Technologiewandels am Standort.
Besonderes Augenmerk wird bei der Ansiedlung auch auf die Verbreiterung des derzeitigen Branchenmixes im Industrie Center Obernburg gelegt. Derzeit ist der Standort sehr stark von der Automobilindustrie abhängig. Durch eine Verbreiterung des Branchenmixes können die Risiken bei konjunkturellen Schwankungen in einer Branche reduziert werden.
Unabhängig davon muss jede Ansiedlung von der Stadt Erlenbach und dem Landratsamt Miltenberg genehmigt werden. Ein rechtskräftiger Bebauungsplan gibt den äußeren Rahmen vor.
Warum zielt die Erweiterung auf eine Fläche dieser Größe ab?
Die Größe der überplanten Fläche ergibt sich aus den Herausforderungen der Erschließung: Durch die Nutzungen der Vorbesitzer weist das Gelände eine sehr inhomogene Struktur auf, die aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für Auffüllungen nur durch die Umlagerung von lokal vorhandenen Sanden und Kiesen innerhalb der Fläche ausgeglichen werden kann. Die Beschaffung von Auffüllmaterial von anderer Stelle wäre neben den immensen Kosten auch mit einem enormen zeitlichen und logistischen Aufwand sowie einer extremen Verkehrsbelastung verbunden.
Darüber hinaus erfordern Ansiedlungen, die den Standort ICO langfristig stabilisieren helfen, eine gewisse Mindestflächengröße zum Aufbau entsprechender Betriebe.
Warum wird das Gelände nicht in kleinen Schritten entwickelt, z.B. nach konkreten Ansiedlungswünschen?
Die gesamte Fläche soll in einem Schritt erschlossen werden, da nur so die Herausforderungen des Geländes bewältigt werden können: Durch die Vornutzungen (z.B. als Kiesgrube) weist das Gelände eine sehr heterogene Struktur auf. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für Auffüllungen kann dies nur durch die Umlagerung von lokal vorhandenen Sanden und Kiesen innerhalb des Geländes ausgeglichen werden. Dieses Material steht in ausreichender Mächtigkeit unter der Waldfläche im Südwesten des geplanten Geländes zur Verfügung.
Weiterhin ist zu beachten, dass der Glanzstoffsee nur als Ganzes verfüllt werden kann. Eine Teilverfüllung ist aus statischen Gründen nur mit sehr hohem Aufwand möglich, so dass ein Großteil der gewonnenen Fläche nur eingeschränkt bebaubar wäre.
Interessenten für eine Ansiedlung können nur gewonnen werden, wenn das Gelände kurz- bis mittelfristig bebaubar ist, d.h. wenn ein rechtskräftiger Bebauungsplan absehbar ist oder bereits vorliegt.
Können nicht Flächen und Leerstände auf dem bestehenden Gelände des ICO für Neuansiedlungen genutzt werden?
Die aktuellen ICO-Flächen sind derzeit zu ca. 99% ausgelastet. Mainsite optimiert laufend und vor allem im Zuge von Neuansiedlungen die Flächennutzung und verdichtet, wo immer es technisch und genehmigungsrechtlich möglich ist.
Für eine nachhaltige Stabilisierung des Standortes sind vor allem größere Ansiedlungen relevant, die naturgemäß einen höheren Flächenbedarf haben.
Bei den wenigen noch vorhandenen Leerständen handelt es sich meist um einzelne, nicht zusammenhängende kleinere Flächen in verschiedenen Gebäuden, die nur sehr eingeschränkt nutzbar sind. Sie sind für die Ansiedlung von Unternehmen, insbesondere mit Produktionsanlagen, völlig ungeeignet.
Warum werden keine Nutzflächen durch Aufstockung gewonnen?
Eine Erweiterung der Nutzflächen in die Höhe ist aus genehmigungsrechtlichen und baustatischen Gründen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.
Aufstockungsmaßnahmen in einem Betriebsgebäude bei laufendem Produktionsbetrieb sind technisch nahezu unmöglich. Zudem verbietet die Statik der Gebäude eine Aufstockung, insbesondere zur Unterbringung schwerer Produktionsmaschinen.
Warum werden neue Unternehmen nicht erst dann angesiedelt, wenn bestehende Unternehmen den Standort verlassen haben oder in Konkurs gegangen sind?
Für die Entwicklung einer bereits industriellen Fläche für eine andere industrielle Nutzung ist ein Zeitraum von mindestens drei bis fünf Jahren erforderlich. Hinzu kommt der Zeitbedarf für die Akquisition eines geeigneten Nachnutzers.
In dieser Zeit müssen Rückbau, Umbau oder (Teil-)Abriss, Änderung der Nutzungsgenehmigung, (Teil-)Neubau, Verlegung von Versorgungsleitungen etc. umgesetzt werden. In dieser Zeit werden für diese Flächen keine Einnahmen erzielt. Damit fehlen wesentliche Beiträge zur Finanzierung und zum Betrieb der gemeinsam genutzten Infrastruktur und Dienstleistungen (Energie, Dienstleistungen, Werkschutz, Werkfeuerwehr, Kantine u.v.m.), was den Standort insgesamt in eine Schieflage bringt.
Ansiedlungen auf neuen Flächen können dagegen parallel und ohne Auswirkungen auf die bestehenden Unternehmen realisiert werden. Dies sichert die Finanzierungsbasis der Infrastruktur für den Standort insgesamt.
Wie viele neue Arbeitsplätze entstehen durch die Süderweiterung?
Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer abzuschätzen. Es hängt entscheidend von der Anzahl, Art und Branche der anzusiedelnden Betriebe ab.
Woher kommen die Fachkräfte für neu entstehende Unternehmen?
Seit 85 Jahren bildet das ICO junge Menschen in über 20 verschiedenen technischen und kaufmännischen Berufen aus (derzeit ca. 250 Auszubildende). Viele dieser jungen Kolleginnen und Kollegen bleiben nach ihrer Ausbildung in den Unternehmen am Standort.
Mit der Technischen Hochschule Aschaffenburg besteht seit vielen Jahren eine enge Kooperation bei der Ausbildung des akademischen Nachwuchses. Ein interessantes Arbeitsplatzangebot trägt ebenfalls dazu bei, junge Führungskräfte in der Region zu halten.
Viele Menschen nutzen nach beruflichen Erfahrungen in weiter entfernten Regionen die Möglichkeit, in die Region zurückzukehren, um hier z.B. mit kürzeren Arbeitswegen eine attraktive Work-Life-Balance zu finden. Neuansiedlungen bieten hier interessante berufliche Perspektiven.
Hilfreich sind Projekte wie "Wo, wenn nicht hier!". Mit dieser Standortkampagne wirbt die Initiative Bayerischer Untermain innerhalb und außerhalb der Region für den Bayerischen Untermain als Karriereregion.
Wird die Fläche nach Fertigstellung verkauft, wie es bei der "Neuen Logistik" der Fall war?
Im Rahmen von Ansiedlungen verkauft die Mainsite grundsätzlich keine Flächen, sondern verpachtet diese oder vergibt sie im Erbbaurecht.
Für die "Neue Logistik" ging das Eigentum an der Halle einschließlich der Hallengrundfläche, der Grundfläche der LKW-Stellplätze am Gebäude sowie der Zufahrtsfläche zur Halle auf einen Infrastrukturfonds über. Alle darüber hinausgehenden Flächen sind weiterhin im Eigentum der Mainsite. Darüber hinaus ist für das Gründach auf der Halle eine Grunddienstbarkeit zugunsten der Mainsite im Grundbuch eingetragen.
Der Verkauf war zum Zeitpunkt des Baus nicht geplant, sondern ergab sich erst nach Fertigstellung. Wir sind uns bewusst, dass dies auf den ersten Blick von außen missverstanden werden kann. Mainsite konnte durch die Veräußerung jedoch vollständig entschuldet und wirtschaftlich stabilisiert werden. Dies hat auch dazu beigetragen, dass die folgenden Krisenjahre erfolgreich gemeistert werden konnten.
Wichtig ist: Die "Neue Logistik" wird von Mainsite weiterhin so betrieben, als wäre sie im Eigentum von Mainsite, d.h. sie trägt weiterhin zur wirtschaftlichen Stabilität des Standortes bei.
Was kostet die Nutzbarmachung des Geländes ungefähr?
Handelt es sich um ein reines Spekulationsobjekt?
Die Kosten für die Herrichtung des Geländes, d.h. bis zur Herstellung eines baureifen Zustandes einschließlich der Erschließung, werden nach derzeitigem Kenntnisstand auf ca. 30 Mio. Euro geschätzt.
Diese Investitionssumme entspricht in etwa dem Wert, den das Gelände nach der Erschließung auf Basis des Bodenrichtwertes für Industriegebiete hätte und unter der Annahme, dass während der Herrichtung keine weiteren unvorhergesehenen Kosten entstehen. Aus diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Süderweiterung kein Spekulationsobjekt ist.
Bildnachweis, Quellen:
- Foto: Mainsite GmbH & Co. KG